Mutige Unternehmer investierten
Osterode Die Textilindustrie war im 19. Jahrhundert wesentlicher Bestandteil des Osteroder Gewerbes.
Die Wollstofffabrik Greve & Uhl gab vielen Menschen Arbeit. Heute beherbergt die einstige Produktionshalle ein Bowling-Center.
Mit 12 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen kalkuliert die Stadt Osterode in ihrem aktuellen Haushalt.
Das ist schon eine Hausnummer, die den großen Stellenwert belegt, den Handel und Gewerbe in der
Sösestadt noch heute einnehmen. „Herausforderungen des stetigen Wandels wurden in Osterode gut
gemeistert, so dass wir heute auf eine breite Palette moderner Industrie blicken können“,
lobt Bürgermeister Klaus Becker im Standortmagazin der Stadt einen guten Mix verschiedener Branchen.
Und der kommt nicht von ungefähr.
Wichtiger Industriestandort
Bis heute haben sich zahlreiche Industriedenkmale und Villen einst wohlhabender Fabrikanten erhalten, die zum Teil vom
Verfall bedroht sind, oder, in seltenen glücklichen Fällen, wiederbelebt und in die Zukunft geführt werden,
wie die weitläufige Anlage der sogenannten Eulenburg.
Bedeutsame Textilindustrie
Für Osterode besonders bedeutsam war zweifellos die Textilindustrie, die Mitte des 19. Jahrhunderts mit 36 Betrieben 30 Prozent des Gewerbes ausmachte. Während schon 200 Jahre vorher in der durch
Mauern
geschützten Stadt viele Zeug- und Raschmacher sowie Leineweber ihrem Handwerk nachgingen, erreichte die
Produktion
Anfang des 19. Jahrhunderts ganz andere Dimensionen. Findige Unternehmer hatten neue Technologien aus
England aufgegriffen und moderne Manufakturen errichtet, in denen Spinn- und Webmaschinen schneller und
billiger als bisher produzieren konnten. Zu den bahnbrechenden Neuerungen gehörte damals die Erfindung der
Spinn- und der Dampfmaschine 1765 sowie des mechanischen Webstuhls 1785
.
Die meisten Betriebe standen am Mühlengraben, der alten Lebensader Osterodes, an der sich Betrieb um Betrieb
wie an einer Perlschnur aufreihten, denn die Maschinen wurden zunächst mit Wasserkraft, später dann zum Teil
mit Dampf betrieben.
Pionierarbeit geleistet
Bis zu 400 Arbeiter
Im Jahr 1884 entstand im Osteroder Ortsteil Freiheit die Wollwarenfabrik Allwörden und Badendieck, ausgestattet mit modernen Dampfmaschinen und elektrischem Licht. Die aus dem Raum Hamburg stammenden
Unternehmer gaben bis zu 400 Arbeitern Lohn und Brot. In den Wirren der Weltwirtschaftskrise 1929 ging die Firma in den Konkurs. Die Kulisse des Industriedenkmals ist noch heute imposant, allerdings
verfällt der Backsteinbau zusehends.
Von Michael Paetzold
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